Reformpädagogik

Reformpädagogik
Re|fọrm|päd|a|go|gik auch: Re|fọrm|pä|da|go|gik 〈f.; -; unz.〉 gegen die Lernschule gerichtete pädagog. Bemühungen

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Re|fọrm|pä|d|a|go|gik, die:
pädagogische Bewegung, die von der Psychologie des Kindes ausgehend seine eigene Aktivität u. Kreativität fördern will u. sich gegen die Lernschule wendet.

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Refọrmpädagogik,
 
Sammelbezeichnung für die Bestrebungen zur Erneuerung von Erziehung, Schule und Unterricht in Europa und den USA zwischen 1890 und 1930, in Deutschland nach H. Nohl auch pädagogische Bewegung genannt. Die Reformpädagogik strebte eine tief greifende Revision der traditionellen Pädagogik an. Sie bezog sich auf zeitgenössische kultur- und gesellschaftskritische Impulse und sah in der Selbsttätigkeit der Heranwachsenden das grundlegende individualistische Erziehungsprinzip für eine freie, ungehinderte Entwicklung und Entfaltung der kindlichen Persönlichkeit, wobei sie die Rolle der Gemeinschaft und eines lebendigen Schullebens hervorhob und damit auch Bestrebungen zu einer sozialen und politischen Bildung einschloss. Ihr Anliegen war die Überwindung des »Lektionismus« des Herbartianismus, dem die bloße Rezeptivität der Schüler entsprach. Die Reformpädagogik führte zu neuen Schul- und Unterrichtsformen, u. a. Gesamtunterricht, Gruppenunterricht, Schülermitverantwortung, Arbeitsgemeinschaften, Werken als praktisches und didaktisches Unterrichtsprinzip (Arbeitsschule), Gymnastik im Sinne musischer Erziehung oder Sprachgestaltung. Sie erschloss zusätzliche Erziehungsfelder (Jugendbewegung, Jugendarbeit, Erwachsenenbildung, Musikerziehung). In Deutschland spielten besonders die Kunsterziehungsbewegung, die »Pädagogik vom Kinde aus« (Ellen Key), die Arbeitsschul- und die Landerziehungsheimbewegung (Landerziehungsheim), die Einheitsschulbewegung (Einheitsschule) und die Laienspiel- und Volksbildungsbewegung eine Rolle. Zu den wichtigsten internationalen Vertretern zählen O. Decroly, J. Dewey, A. Ferrière, C. Freinet, H. Gaudig, P. Geheeb, L. Gurlitt, G. Kerschensteiner, W. H. Kilpatrick, A. Lichtwark, H. Lietz, Maria Montessori, A. S. Neill, P. Oestreich, B. Otto, Helen Parkhurst, P. Petersen sowie H. Scharrelmann und F. Gansberg.
 
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde in Deutschland Gedankengut der Reformpädagogik v. a. in Grundschule und Kindergarten weitergepflegt, ebenso in Landerziehungsheimen. Dann beriefen sich besonders Vertreter der antiautoritären Erziehung auf die Reformpädagogik, und auf Privatschulebene entstanden neue alternative freie Schulen. (Schule, Privatschule)
 
 
W. Potthoff: Einf. in die Reform-Pädagogik (21994);
 W. Scheibe: Die reformpädagog. Bewegung 1900-1932 (101994).

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Re|fọrm|pä|da|go|gik, die: pädagogische Bewegung, die von der Psychologie des Kindes ausgehend seine eigene Aktivität u. Kreativität fördern will u. sich gegen die Lernschule wendet.

Universal-Lexikon. 2012.

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